Über Parken und Persönlichnehmen.
Wenns ums Parken geht, sind Menschen in meinem Stadtteil nicht wählerisch. Wir sind schon happy, wenn wir dank Parklizenz überhaupt im eigenen Stadtviertel das Auto abstellen können. Zu den Sternstunden unserer Parkplatzsuche gehört es daher, wenn wir einen Platz direkt vorm Haus finden. Wie ich im Juli 2017.
So kurz der Weg zur Haustür auch war, so nachhaltig sollte er mir in Erinnerung bleiben: Ein Rundum-Kratzer – schön mit Schlüssel eingraviert – zierte plötzlich die Karosserie. Als ich zur Begutachtung bei einer Lackiererei vorfuhr, schlugen zwei gestandene Männer die Hände überm Kopf zusammen. Ein Mix aus Entsetzen und Mitleid ließ sie fragen: „Ist da jemand sauer auf Sie?“
Mein innerer Monolog begann: Wie bitte? Wer soll denn auf mich sauer sein? Mein Auto zum Schlüssel-Begriff einer bösen Absichten gemacht haben? Naiv wie ich bin, war ich auf diese Idee noch gar nicht gekommen. Das einzige, was ich in diesem Zusammenhang böse fand, war das 3.000-Euro-Kostenangebot der beiden Lackierer: monetärer Vandalismus! Dankend lenkte ich das Auto vom Lackier-Gelände. fuhr zurück in Richtung Lehel und während ich mal wieder Parkplatz suchte, fiel mir forgende Begebenheit ein:
Es war im Januar 2017, das Jahr war noch frisch und mein Leben als Single war es auch. Eine weiche Decke von Neuschnee legte sich über Dächer, Strassen, Autos. Gerade will ich in Meines steigen, da entdecke ich in klaren und deutlichen Lettern den Satz „Ich liebe Dich“ auf der Motorhaube geschrieben. „Schnee von gestern“, tat ich diese Botschaft ab – und startete in den Abend.
Warum ich das erzähle? Wer ein Auto hat und es auf der Strasse parkt, muss mit Allem rechen. Mit Kratzern und mit Koseworten.
Und wer nichts davon persönlich nimmt, der fährt am besten.
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