Über die MCBW 2017: Stoff für ein kreatives Doppelleben.
(1) Ein Abend im Mates, Münchens vielleicht schönstem Co-Working-Space im Münchner Lehel. Meine Kundin Judith Wölkl von studio see. erarbeitet innovative Laden-Konzepte und hat auf der ganzen Welt vorbeigeschaut, um uns Bilder aus spekakulären Geschäften in Tokyo, New York, Melburne etc. mitzubringen. Sehr inspirierend. Der Trend: Marken kombinieren stationären Showroom mit Online-Store.
LAKOULA limited collection macht es im Moment übrigens genau umgekehrt: Website und Instagram-Acount sind die Showrooms, gekauft wird stationär. Im LAKOULA Atelier über den Dächern des Münchner Lehels, wo regelmäßig Shopping Events stattfinden.
(2) Bei der Kunst-Matinee ARACHNE haben wir den Berliner Designer und Künstler www.jankuck.com kennengelernt. Zusammen mit seiner Agentin Bella Bernheimer, der Marketing-Spezialistin Birgut Ströbel, dem Chef des Augsburger Textilmuseums Dr. Karl Borromäus Murr und der Moderatorin Christiane Wolff haben wir erfahren, mit welcher Idee die Arbeit „Arachne“ entstanden ist: Eine Auftragsarbeit des Textilmuseums Augsburg, bei der sich Historische Bilder, textile Verantwortung und schwierige Frauenrollen zu einem leuchtenden Teppich verweben. Spannend: bernheimercontemporary.de versteht sich eher als Agentur denn als Galerie, die Grenzen zwischen Design und Kunst sind vom Tisch. Die Galerie/Agentur wird wie eine Marke aufgebaut und bindet infolgedessen Markenführung essenziell ein. Daher die Zusammenarbeit mit ihrer Partnerin Birgit Ströbel. Logo, dass diese Kunstmarke gerade ziemlich floriert.
(3) Unterirdisch ging es bei „Textil gedacht“ zu –Textile Matters! Diese Diskussionsreihe habe ich im Maximiliansforum in der Unterführung unter der Maximilianstrasse besucht. Sehr urbanes Setting, so unter der Erde: In einem Raum lief ein buntes, wildes Fashion-Video, in dem Walter von Beirendonk ganze Truppen von Models aufmarschieren und zircensische Phantasien entstehen lässt. Hinter einer Glasscheibe rottete sich ein kleises Fashion-Volk zusammen wie vor einem wärmenden Kamin und diskutierte mit dem Münchner Fashion-Designer Miro Craemer über „Soziale Verantwortung in der Modeindustrie.“ Miro Craemer gefällt mir, er nimmt seine Inspiration aus der Funktion beim Sport. Zu Beginn seiner Karriere designte er Pferde-Sattel. Und er erzählte, worauf er dabei achten musste: Das Leder musste dem Pferderücken guttun, die Verarbeitung musste stabil und zuverlässig sein. Dabei aber geschmeidig für Pferd und Reiter. Wenn etwas nicht gehalten hätte…er wäre „dran“ gewesen. So nahe liegend kann man Design-Verantwortung sein.
Wie geht LAKOULA limited collection mit dem Thema Textile Verantwortung um?
Ein Interview mit Sandra Nötzel, Marketingspezialistin für nachhaltigen Markenaufbau:
> Wie siehst Du die textile Verantwortung von LAKOULA?
Meine Kollektionen werden mit limitierten, bestehenden Stoffen designt und im Münchner Umland produziert.
> Woher kommen die „bestehenden Stoffe“?
Die Inspiration zur Marke entstand in der eigenen Familie. Ich bin im Atelier meines Vaters praktisch aufgewachsen und konnte vor ein paar Jahren sein wunderbares Stofflarchiv und die coolen Zutaten übernehmen. Einerseits das Vorhanendsein, andererseits die Begrenztheit dieses Erbes bilden den kreativen Reiz für mich. Alles ist da, nichts ist perfekt.
> Worin genau liegt die Nachhaltigkeit?
Mit vorhandenen Ressourcen umzugehen und diese so zu gestalten, dass etwas Neues entsteht – auch darin liegt für mich Verantwortung und Nachhaltigkeit. Herrenstoffe aus Jersey werden neu gedacht und auf kurvige, weibliche Linie gebracht. Alle Zutaten von den Paspeln bis zu den Skireißverschlüssen werden in ein großes Markenbild eingebunden. Und ich muss keine chinesischen Plastik-Zipper einkaufen.
> Wer näht die Kollektion? Mit wem arbeitest Du zusammen?
Die Prototypen entstehen an der Puppe und am eigenen Körper. Eine Directrice in Haidhausen macht den Schnitt daraus. Auf Basis der Schnitte wird dann eine limitierte Serie gefertigt, in einer Produktion in Freising. Um die maßgeschneiderten Sachen wiederum kümmert sich exclusiv meine Herzensfreundin und Maßschneiderin Lola. Alles ist also nah und überschaubar. Nähen bedeutet Nähe.