Über Slogans: Eine Mittagspause mit Susan Bühler.
An einem heißen August-Mittag treffe ich die Marketing-Expertin Susan Bühler in der Goldenen Bar. Über das Kommunikations-NETTWERK von Christiane Wolff sind wir seit Jahren lose verbunden. Doch gerade in letzter Zeit bekomme ich besonders viel mit von Susan, denn ständig radle ich an ihren Plakaten mit dem schönen Claim „Wahre Liebe ist“ vorbei. Damit bewirbt sie die aktuelle Isar-Kampagne im Auftrag der Stadt München.
30 Minuten, 8 Fragen – es geht los:
> Wie ist sie eigentlich entstanden, die Isar-Kampagne?
Ich liebe die Isar – diesen schönen Wildfluss mitten in der Großstadt! Als Wahlmünchnerin habe ich mich gefragt, was bedeutet die Isar den Münchnern? Sie ist die Lebensader der Stadt und sie ist für alle da! Sie trennt nicht, sie verbindet. Man trifft sich hier, macht Sport, geht spazieren, feiert, entspannt sich und genießt die Natur inmitten der Stadt. Ich selbst wohne nur 100 Meter von ihr weg.
> So kam es also zur Konzept-Idee mit der Liebe?
Ich dachte mir: Was man liebt, das pflegt man. Damit geht man behutsam um. Und das war der Zündfunke für die Kampagne. Die Isar liebt auch die Münchner und spricht mit ihnen: Wahre Liebe ist, wenn es auch am nächsten Morgen noch schön bei mir ist, weil Du Deinen Müll mitgenommen hast.
> Wieso heißt Deine Agentur eigentlich MARKETING FREIRAUM?
Weil Marketing von guten Ideen lebt und gute Ideen Freiraum brauchen. Das Versprechen von MARKETING FREIRAUM ist: Ich verschaffe Kunden den Freiraum, den sie sich wünschen und den sie brauchen. Interne Zwänge, zeitliche Zwänge, Bürokratie und Diplomatie – unter diesen Umständen können Menschen oft nicht frei denken. Um wirklich das ganze Bild zu sehen, muss man mehrere Schritte zurücktreten. Und genau diesen Raum können sich Manager und Unternehmer oft nicht nehmen, vielfach sind sie Meeting-, Effizienz- und Controlling-getrieben. Mir passierte es oft, dass Leute zu mir sagen „ich brauch einfach mal mehr Freiraum!“. Dabei ist ihnen in dem Moment gar nicht bewusst, dass meine Agentur so heißt.
> Wer ist Dein Traumkunde?
Ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen. Ein Inhaber mit Visionen, mit Mut und mit einer spannenden Marke und einem gutem Produkt. Er ist ein Kunde, der eine kreative Marketingunterstützung braucht, die ihn inspiriert, auf neue Ideen bringt und noch erfolgreicher macht. Die Branche ist mir gar nicht so wichtig, wichtig sind mir Haltung und Werte des Unternehmens und die Qualität der Produkte oder Dienstleistungen. Gerne würde ich mal wieder … für die Gastronomie arbeiten! Eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen.
> Was machst Du am liebsten in Deinem Job?
Ideen spinnen, Lösungen entwickeln…zu Beginn arbeite ich meist alleine mit Stift und Papier, bewusst ohne PC, und frage mich: Wo ist das Problem? Für wen soll das Produkt funktionieren? Wo ist die Emotion? Eine richtige Marke ist eine Persönlichkeit und jede einzelne Aktivität muss stimmig zu ihr passen. Die große Herausforderung ist dabei, dass sie immer glaubwürdig bleibt. Bevor es an die Strategie geht, gucke ich mir alle Touchpoints mit den Kunden der Marke genau an. Da ist einfach alles relevant, wo es einen Kundenkontakt gibt – und sei es auf den ersten Blick noch so unbedeutend. Würdest Du zum Beispiel einen Cateringservice buchen, der immer mit einem dreckigen Lieferwagen durch München fährt?
> Wofür lieben Dich die Menschen, für die Du arbeitest?
Eine Kundin hat mal gesagt, „Frau Bühler ist die Allzweckwaffe.“ Das stimmt – ich hab’ immer eine Lösung, weil ich den Überblick habe und nicht mit einer Spezialistenbrille auf die Probleme schaue. Ich bin eben eine klassische Marketinggeneralistin. Letztes Wochenende habe ich einen Anruf von einer ehemaligen Kundin bekommen: „Ich brauche Ihre Hilfe – Idee, Text, Gestaltung.“ Ich bin gut in Herausforderungen und kann mit Druck gut arbeiten. Ich liebe es, wenn ein bisschen Gas dahinter ist.
> Schlägt in Dir mehr ein strategisches oder ein kreatives Herz?
Kreativität und Strategie gehören für mich untrennbar zusammen. Kreativität ohne Strategie schwebt im luftleeren Raum. Das unterscheidet für mich den Künstler vom kreativen Marketier. Ein Künstler schafft etwas völlig Freies, aus sich heraus. Im Marketing geht es immer darum, eine Marke zu stärken und erfolgreich zu machen.
> Was bringt Freiraum in Deinen Kopf?
Kunst und Kultur inspiriert mich, bringt Weite in meine Gedankenwelt und gibt meiner Kreativität Nahrung. Das finde ich gleichermaßen spannend und entspannend. Spaziergänge mit meinem Hund, Golf spielen, tanzen zu lauter, funky Musik, albern sein mit Freundinnen – das tut mir gut und macht meinen Kopf frei.
Liebe Susan, danke Dir für das Gespräch!
Interessante Menschen sind Nahrung für Hirn und Herz! Und gute Gespräche die belebendste Variante einer Mittagspause. Finde ich.
Ich freue mich auf alle künftigen 30-Minuten-Interviews.